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Arbeitswelt

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Grafik: IWT

Thüringer Unternehmen tragen

Verantwortung bei der Integration

von Flüchtlingen

R

und 30.000 Asylbegehrende ka-

men 2015 nach Thüringen. Die

Integration dieser Menschen, vor allem

aus Ländern wie Eritrea, Irak, Iran, Syrien

und Somalia, ist in den kommenden

Jahren eine Schlüsselaufgabe für Politik

und Gesellschaft. Entscheidend wird da-

bei sein, inwieweit es gelingt, die

Flüchtlinge erfolgreich in den Arbeits-

markt zu integrieren. Vor diesem Hinter-

grund untersuchte die IQ-Servicestelle

Vielfalt_unternehmen, angesiedelt beim

IWT - Institut der Wirtschaft Thüringens

GmbH, im April 2016 die Bereitschaft

von Thüringer Unternehmen, Flüchtlin-

ge zu beschäftigen. Insgesamt beteilig-

ten sich 247 Unternehmen mit mehr als

32.000 Beschäftigten an der Umfrage.

Neun Prozent der Unternehmen gaben

im Rahmen der Befragung an, bereits

Flüchtlinge zu beschäftigen. Weitere

acht Prozent planen in diesem bzw. im

nächsten Jahr eine Einstellung. Zudem

können sich weitere 66 Prozent grund-

sätzlich vorstellen, Flüchtlinge zu be-

schäftigen. Für 12 Prozent der Unter-

nehmen ist eine Beschäftigung nicht

möglich. Die überwiegende Mehrheit

der Unternehmen steht somit einer Be-

schäftigung offen gegenüber. 75 Pro-

zent der Unternehmen sehen es zudem

in ihrer Verantwortung, einen Teil zur

beruflichen Integration von Flüchtlin-

gen beizutragen.

Aus Sicht der Unternehmen müssen für

die Einstellung von Flüchtlingen be-

stimmte Anforderungen erfüllt sein

(Mehrfachantwort). Zu 74 Prozent nen-

nen die Unternehmen an erster Stelle

die Anerkennung gesellschaftlicher Werte. Danach fol-

gen mit 60 Prozent gute bis sehr gute Deutschkennt-

nisse, mit 48 Prozent Grundkenntnisse in der deut-

schen Sprache und mit 39 Prozent eine nachweislich

abgeschlossene Schulbildung. Eine begleitende Be-

treuung durch Externe wünschen sich 31 Prozent und

eine abgeschlossene Berufsausbildung 28 Prozent der

Unternehmen. Die meisten Unternehmen beschäftigen

bzw. würden Flüchtlinge auf den Ebenen Ausbildung,

ungelernte Hilfsarbeiter und Facharbeiter einstellen.

Die größte Hürde bei der Beschäftigung von

Flüchtlingen stellen für 90 Prozent der Unternehmen

fehlende Deutschkenntnisse dar. Hier zeigt sich die

enorme Bedeutung des Erlernens der deutschen

Sprache für das Gelingen der Integration. Auch pas-

sende fachliche Qualifikationen können für über 60

Prozent der Unternehmen sprachliche Defizite nicht

ausgleichen. Zudem bestehen hinsichtlich der Ver-

wertbarkeit ausländischer Qualifikationen große Un-

sicherheiten, die für 70 Prozent der Unternehmen die

Einstellung von Flüchtlingen erschweren. Eine weitere

große Hürde sind die bürokratischen Hindernisse, die

bei der Beschäftigung von Flüchtlingen bestehen. Dies

gilt besonders für die bestehenden asyl-

und aufenthaltsrechtlichen Bestimmun-

gen. 70 Prozent der Unternehmen sagen

hier, dass diese sie verunsichern und da-

von abhalten, Flüchtlinge einzustellen.

Fast 80 Prozent der Unternehmen se-

hen zudem einen großen personellen

und organisatorischen Aufwand im

Unternehmen bei der Beschäftigung

von Flüchtlingen.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen,

dass die Integration von Flüchtlingen in

den Arbeitsmarkt mit vielen Heraus-

forderungen verbunden ist. Gleichzeitig

senden besonders Unternehmen, die

bereits mit Flüchtlingen arbeiten, posi-

tive Signale und zeigen, dass die Zu-

wanderung neue Chancen für Thürin-

gen bietet. Damit dies flächendeckend

gelingt, gilt es, die gegenwärtigen Inte-

grationsbemühungen aller Beteiligten

aufrecht zu erhalten und auszubauen.

(em/tl)

Ja, tun wir bereits.; 23; 9,3%

Nein, ist aber in diesem Jahr

geplant.; 16; 6,5%

Nein, ist aber im nächsten

Jahr geplant.; 4; 1,6%

Nein, ist aber grundsätzlich

vorstellbar.; 163; 66,0%

Nein, ist nicht möglich.; 30;

12,1%

Weiß ich nicht.; 8; 3,2%

Keine Angabe; 3; 1,2%

Unser Unternehmen beschäftigt Flüchtlinge (Praktikum, Ausbildungs-

und/oder Arbeitsverhältnis) ... (n=247)

- absolut und in Prozent

Das IWT - Institut der Wirtschaft Thüringen hat Ergebnisse der „Befragung zur Situation und Zukunft von

Flüchtlingen auf dem Thüringer Arbeitsmarkt“ vorgestellt.